Kennst du diesen Druck und den Stress am Morgen?
Wenn es eine fixe Zeit gibt, zu der du das Haus verlassen MUSST? Aber dein Kind sich einfach nicht anziehen will? Oder so wunderschön im Spiel vertieft ist?
In diesem Beitrag erfährst du, wie du pünktlich und dennoch bedürfnisorientiert aus dem Haus kommst.
In meinem letzten Instagram-Post habe ich recht provokativ darüber geschrieben, dass wir einfach mal auf den Morgenkreis sch***en dürfen.
Denn ganz häufig führt dieser äußere Druck nicht wirklich dazu, dass wir schneller aus dem Haus kommen. Sondern meistens eher dazu, dass wir irgendwann anfangen zu schimpfen, zu drohen oder sonstige Dinge zu tun, von denen wir eigentlich längst wissen, dass sie ziemlich Banane sind.
Das Loslassen von überhöhten Erwartungshaltungen, die eventuell gar nicht mehr zu dir gehören, ist ein wesentlicher Schritt in diesem Prozess.
Aber was ist, wenn ich pünktlich aus dem Haus MUSS? Was wenn ich wirklich einen wichtigen Termin habe – eine Präsentation, ein Meeting, eine Besprechung, zu der ich wirklich nicht zu spät kommen MÖCHTE?
Was ist denn dann eigentlich mit mir?
Darf ich dann mein Kind aus dem Spiel reißen? Oder schade ich damit unserer Beziehung? Und ist das dann eigentlich nicht mehr bedürfnisorientiert?
In meinen Augen ist es einer der größten Missverständnisse der BO Szene, dass es bei diesem Ansatz NUR um die Bedürfnisse des KINDES geht. So viele Mütter gehen dabei an den Rand ihrer Kapazitäten und ihrer Kraft, oder darüber hinaus.
Dahinter steckt häufig eine Angst dem Kind nicht gerecht werden zu können oder die schneidende Befürchtung einfach nicht gut genug zu sein. Denn schließlich suggeriert die Szene ja, dass all das ganz einfach ist.
Ein Thema, das häufig sehr viel tiefer sitzt – und ganz häufig ein Versuch die eigenen Wunden durch den Umgang mit dem eigenen Kind zu heilen. Eine tolle Chance – wenn sie bewusst genutzt wird und eben nicht dazu führt, dass wir als Eltern vor lauter Selbstaufopferung ausbrennen.
Wenn wir wirklich auf Augenhöhe mit unseren Kindern gehen möchten – dann dürfen wir damit beginnen auch uns selbst gleichwertig zu behandeln, wie unser Kind.
Daher: Wenn DU einen Termin oder einen anderen triftigen Grund dafür hast, dass ihr WIRKLICH JETZT losmüsst, dann solltest du NICHT Däumchen drehend dabei zuschauen, wie dein Kind spielt. Nur um angeblich ein Bedürfnis zu stillen. Und dabei deines komplett zu übergehen.
Denn – was wird passieren, wenn du dann bspw. Nach einer viertel Stunde Däumchen drehen auf dein Kind zugehst und es IMMER noch nicht kooperiert? – Die Wahrscheinlichkeit, dass dir hier der Knoten platzt ist ziemlich hoch! Oder?
DAHER lohnt es sich rechtzeitig für dich und dein Anliegen einzustehen.
NATÜRLICH sollten wir vorher aufrichtig abwiegen: Ist mein Grund wirklich so triftig? Pünktlich zum Morgenkreis zu kommen, ist für mich persönlich KEIN triftiger Grund. Ein Zug, der nicht auf euch wartet aber schon (um nur ein Bsp. zu nennen).
Wenn du nach einer aufrichtigen Reflektion der Lage zu dem Punkt kommst, dass es WIRKLICH wichtig ist pünktlich loszukommen, entweder für dich, oder für das System – dann gehe in Führung!
Wenn ich kristallklar bin und mütterlich-liebevoll in Führung gehe – dann folgen mir meine Kinder. Nicht im Sinne von blindem Gehorsam. Aber sie können im wahrsten Sinne des Wortes mit mir los gehen. Und das heißt nicht, dass ich dafür mitunter nicht von ihnen verflucht werde.
Solange wir signalisieren, dass wir sehen, dass und welches Bedürfnis des Kindes gerade unerfüllt bleibt – fühlt sich unser Kind gesehen!
Solange wir das durch entstandenes Gefühl wertschätzend anerkennen, fühlt sich unser Kind auch bedingungslos geliebt.
Und das ist das, worum es bei der Bedürfnisorientierung in meinen Augen tatsächlichen geht.
Wie können wir aber nun ganz konkret in Führung gehen?
Hier sind 10 Schritte, die dich in deine kristallklare Klarheit bringen:
1. Reflektiere selbstkritisch: Ist mein Grund ausreichend, um mein Bedürfnis in den Vordergrund zu stellen?
Das ist maximal subjektiv! Hier gibt es kein richtig und kein falsch. Sondern diese Frage muss sich jedes System für sich stellen. Während es für die eine Familie richtig sein kann, den Kiga dann lieber sausen zu lassen, wäre das für eine andere die mittlere Katastrophe.
Schau aufrichtig auf DICH und auf dein System.
Wenn du an dem Punkt bist, dass dein Wofür solide ist, geht´s weiter:
2. Verbinde dich mit der Absicht heute liebevoll und pünktlich das Haus zu verlassen.
Lass dich von dieser Absicht durchdringen – so dass jede Pore deines Seins genau diese Message sendet.
Jetzt wird´s praktisch-konkret:
3. Führe dein Kind bereits mit einer klaren Struktur durch den Morgen
(Immer eine gute Idee!)
4. Kommuniziere klar und gebe deinem Kind Orientierung.
Bsp: Heute gehen wir pünktlich los! Ich habe einen wichtigen Termin. Nach dem Frühstück gehen wir Zähneputzen und dann gleich los, ich habe einen wichtigen Termin.
5. Begleite dein Kind bei den einzelnen Schritten,
die es braucht, um das Haus verlassen zu können. Sage nicht: „Bitte zieh dich jetzt an!“, sondern begleite das Anziehen.
Tipp: Lass all diese Schritte durchdrungen sein von deiner Absicht, das Haus heute in Freude und pünktlich zu verlassen. Verbinde dich immer wieder mit dem Wissen, dass dein Grund berechtigt ist, dein Kind ggf. zu unterbrechen/ ein Verhalten von ihm einzufordern.
6. Achte auf Synchronizität:
Lass deinen Körper, deine Mimik und deine Gestik sprechen
7. Benenne das Bedürfnis
deines Kindes, bringe Verständnis dafür auf und stelle ggf. eine zeitnahe Alternative zur Option.
Der Klassiker beim Bedürfnis nach Autonomie „Dir ist es gerade ganz wichtig, die Dinge auf deine Weise zu machen. Und das darfst du auch! Möchtest du den blauen oder den roten Pulli anziehen?“
8. Bleibe weich, bleibe klar
– und wenn du es eilig hast, mach langsam!
9. Wenn dein Kind streikt – halte all das. UND bleibe verbunden mit deiner Absicht.
Ab hier beginnt wieder Punkt 1
10. Last but not least: Sei nachsichtig und liebevoll mit dir selbst!
Solche Momente sind vor allem an Anfang anstrengend. Wenn du es geschafft hast und dein Schatz an Ort und stelle angekommen ist, nimm dir ein paar Augenblicke Zeit für dich. Wende dich dir selbst mitfühlend zu.
Bedürfnisorientierung bedeute NICHT die Wünsche deines Kindes ausnahmslos über deine Bedürfnisse zu stellen.
Nur wenn wir beginnen, uns selbst in dem System zu berücksichtigen, können wir tatsächlich auf Augenhöhe gehen.
Wenn du Lust hast, dich in diesem Prozess von mir begleiten zu lassen, dann schau doch mal in meinen Angeboten nach – bestimmt ist da etwas Spannendes für dich dabei.
Wenn du Fragen dazu hast, schreib mir! Ich freu mich von dir zu lesen.
Bis dahin sende ich dir
Herzensgrüße
Deine Nina